„Ja, gemeint? - und geflogen ist zweierlei!", um 1915
1 Das Alpensängerterzett im Kabarett Wien–München, um 1915
2 Sanitäterspiel. Karl Valentin sorgte für „echte“ Verletzte, um 1890
3 „Ich bin ein armer, magerer Mann“
4
Sturzflüge in den Zuschauerraum
Das Universalgenie Karl Valentin (1882–1948) war Komiker, Stückeschreiber, Wortakrobat, Schauspieler, Filmemacher, Handwerker, Sammler, Philosoph, Volkssänger und Avantgardist. Die Dauerausstellung zeigt mit rund 500 Objekten – Fotos, Briefen, Programmen, Requisiten, Originalinstrumenten, Film- und Tondokumenten – die vielen Facetten Karl Valentins.
Bis heute ist Valentin weit über die Stadtgrenzen Münchens hinaus bekannt, seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und werden auf den Bühnen in aller Welt gespielt. Bereits in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden Karl Valentin und Liesl Karlstadt in Wien, Zürich und vor allem Berlin als Avantgardisten ihrer Zeit gefeiert.
Die Kunst und das Leben, das Leben und die Kunst
„Das Licht der Welt“ erblickte Valentin Ludwig Fey am 4. Juni 1882 in der Vorstadt Au, als Sohn eines hessischen Vaters und einer sächsischen Mutter: das richtige Gemisch für ein echtes Münchner Kindl, als das sich Valentin immer fühlte. Im gleichen Jahr sterben seine Brüder Max (6) und Karl (9).
Den Tod der Söhne verwand die Mutter kaum. So wuchs Karl Valentin als letztes verbliebenes Kind seiner Eltern auf und bekam von ihnen stets das Gefühl des Besonderen vermittelt.
1888 bis 1896 besucht Karl Valentin die Schule. Sie war ihm verhasst. Er bezeichnete sie als „siebenjährige Zuchthausstrafe“.
„Ich hab schon in meiner Jugend so ein Pech gehabt mit meinem Lehrer. Wissn’s, der hat überhaupt nichts gewußt. Immer hat er mich gefragt, aber alles hab ich ihm auch nicht sagen mögen!“
Der Schrecken der Au
Als der „Fey-Bua“ in der ganzen Au verschrien, ließ Valentin keine Gelegenheit aus, Nachbarn, Lehrer und Kameraden in Angst und Schrecken zu versetzen. Er trotzte allen Gefahren und liebte im Winter das „Eisschollen-“ und „Schwankeisfahren“ auf der Isar. Einmal brach er dabei ein und trug ein lebenslanges chronisches Asthma davon.
Zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählte das Sanitäterspiel. Doch niemals hätte er sich mit Künstlerblut und den Schauspieltalenten seiner Spielkameraden zufriedengegeben, er brauchte „echte Verletzte“. Diese lieferten die ahnungslosen Spielgefährten. Valentin streute im Sommer Glasscherben aus, die barfuß laufenden Kinder schnitten sich die Füße auf und er hatte somit richtige Verwundete zum Verbinden und Abtransportieren. Seine gesammelten Anekdoten hielt Valentin in den „Jugendstreichen des Knaben Karl“ fest.
Dreißig Instrumente zugleich
Seinen Zitherlehrer Ignaz Heppner mochte Valentin sehr. Valentin verfügte über eine hohe musikalische Begabung und frönte seiner Liebe zur Musik schon als kleiner Bub. An der Zither bekam er Unterricht. Später brachte er sich das Spielen von rund 15 Instrumenten autodidaktisch bei, darunter Geige, Klavier, Mandoline und nahezu alle Blasinstrumente. An der Zither entwickelte er sich zum Virtuosen. In seine Stücke und Szenen zu diesem Thema („Zither-Solo“, Szene 1905, „Die Zitherstunde“, Dialog 1937, „Der Zithervirtuose“, Film 1929 und 1934) floss nicht nur die Erfahrung mit dem Spielen dieses Instruments ein, auch der gelernte Schreiner Karl Valentin kam hier zum Zug. Als Requisit benutzte er einen Meterstab, um nachzumessen, ob und wie weit er sich verspielt hat: „Um 10 Centimeter hat’s mi’ verriss’n“.
Seit 1902 bastelte Valentin an einem Musikapparat, ein Unterfangen, in das er investierte, was vom väterlichen Erbe übrig geblieben war. Das Orchestrion bestand aus etwa 27 verschiedenen Instrumenten. Diese bediente Valentin eigenhändig und möglichst viele davon gleichzeitig, er übernahm also gleichsam selbst die Mechanik des Apparats. Als Musical-Fantast Charles Fey ging er damit 1907 von Leipzig über Bernburg nach Halle an der Saale und schließlich nach Berlin in den Wintergarten auf Tournee. Trotz mancher Publikumserfolge erlebte Valentin das Unternehmen als Fiasko, das deutete er in einer Postkarte an seine Mutter an: „Ich habe 3 Tage nichts gegessen als Butterbrod.“
„Sie haben keinen Wogel,
sondern einen Vogel."(Karl Valentin)
„Hoffentlich wird es nicht so schlimm wie es schon ist."(Karl Valentin)
„Die Au gehört heute, wie so vieles der Vergangenheit an. Aber ich bin selig, an diesem Ort geboren zu sein."(Karl Valentin)
„Kunst ist schön,
macht aber viel Arbeit."(Karl Valentin)