Als Musikerlehrling … und als Kare mit Zigarre, 1915
1 Ausruferin, Köchin und Kapellmeister, um 1920
2 Als Solistin in fünf Rollen … mit Karl Valentin erstmals im Radio, 1937
3 „Hutmodenschau“, 1918 … in den „Brumml G’schichten“, ab 1948
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Das Liesl-Karlstadt-Kabinett
Liesl Karlstadt (eigentlich Elisabeth Wellano 1892–1960) war Valentins ebenbürtige Partnerin, „der Sancho Pansa zum Don Quijotte“. Karl Valentin sah sie als Soubrette im Frankfurter Hof und erkannte ihr komisches Talent. Gemeinsam bildeten sie das berühmteste deutsche Komikerduo des 20. Jahrhunderts, an dessen Erfolg Liesl Karlstadt maßgeblichen Anteil hatte.
Nach dem Tod Karl Valentins wurde sie zur beliebten Volksschauspielerin und startete im Bayerischen Rundfunk ihre zweite Karriere als „Mutter aller Bayern“. 1956 entstand mit ihr als Protagonistin der erste Werbespot für das Deutsche Fernsehen.
Das Jahrhunderpaar: „Der Sancho Pansa zum Don Quijote“
Elisabeth Wellano lernte Valentin 1911 im Frankfurter Hof kennen, wo sie als Soubrette auftrat. Später gab er ihr den Künstlernamen Liesl Karlstadt. Valentin hatte sich zu dieser Zeit als Künstler schon einen Namen gemacht, Elisabeth Wellano war weithin unbekannt. Als Valentin ihr riet, sich aufs Komische zu verlegen, weil ihr seiner Meinung nach zur Soubrette Kessheit und Oberweite fehlten, war sie zunächst beleidigt. Schließlich sang sie aber doch sein Couplet „Das Gretchen“, eine Soubrettenparodie, die ihr Valentin auf den Leib geschrieben hatte. Es war der Beginn einer über 40-jährigen Künstlerpartnerschaft und einer großen Liebe. Liesl Karlstadt war ihm Muse und Inspirationsquelle. Mit ihr fand Valentin eine Ebene des künstlerischen Austauschs. Gemeinsam feierte die „Firma Valentin-Karlstadt“, wie Valentin sie später bezeichnete, die größten Erfolge. Dieses Duo war perfekt. Sie ergänzten sich ideal in ihrer Art der Darstellung. Während Valentin sich gleichsam statisch um sich und seine eigene Gedankenwelt drehte und gegen die Tücken
der Objekte kämpfte wie Don Quijote gegen die Windmühlen, überzeugte die Karlstadt durch eine ungeheure Wandelbarkeit, sie konnte in nahezu jede Rolle, ob Frau, ob Mann, schlüpfen. Stets mit beiden Beinen auf der Erde stehend, erklärte sie dem oft verlorenen Valentin die Welt. Dieser schätzte insbesondere ihre frappierende Improvisationskunst: „Wenn ich nicht meine brave Liesl hätt’, die auf alles eingeht, was sie noch nicht weiß, könnte jeden Tag das größte Malheur auf der Bühne passieren.“
Eines ihrer großen Talente lag darin, sich auf Valentins kompliziertes
Wesen vollkommen einzustellen. War sie zu Beginn seine Schülerin, so wurde sie schon bald zur ebenbürtigen Mitarbeiterin und Koautorin seiner Stücke. Sie war zugleich Ideengeberin, Mitverfasserin, Organisatorin, Souffleuse und Psychologin für den neurotischen Valentin. Nicht nur der berühmte „Firmling“ geht auf die Idee Liesl Karlstadts zurück.
Stürmische Zeiten
Ab Anfang der 1930er-Jahre begann eine schwere und dramatische Zeit im Leben der Liesl Karlstadt. Sie versuchte vermehrt eigene Wege zu gehen, spielte die Frau Vogel in dem Stück „Sturm im Wasserglas“ von Bruno Frank im Münchner Schauspielhaus und nahm kleinere Rollen in Spielfilmen an.1935 versuchte sie ihrem Leben ein Ende zu setzen. Die Zeit danach war für sie geprägt von Depressionen, langen Klinikaufenthalten, größten Selbstzweifeln. Dennoch gelang es Liesl Karlstadt, sich zunehmend beruflich und privat von Karl Valentin zu lösen. Nach gesundheitlichen Rückschlägen suchte sie Erholung im Gebige. Auf der Erwalder Alm schloss sie Freundschaft mit den dort stationierten Gebirgsjägern. Besonders die Maultiere, die Mulis hatten es ihr angetan. Die Soldaten nahmen Liesl Karlstadt in ihre Gemeinschaft auf, gaben ihr den Namen „Gustav“ und ernannten sie zum Obergefreiten. Zwischen 1941 und 1943 tat sie nun in Männerkleidung Dienst auf der Ehrwalder Alm – als erster und einziger weiblicher „Mulitreiber“ der deutschen Wehrmacht. Sie begann sich zu erholen und fand, was sie immer schon gesucht hatte, Wärme und Geborgenheit. Nur von einigen Gastspielen am Münchner Volkstheater unterbrochen, wurde die Alm zu ihrem Lebensmittelpunkt.
Rundfunkliebling
Nach dem Tod von Karl Valentin startete Liesl Karlstadts ihre zweiter Karriere. Im Rundfunk feierte sie ihre größten Erfolge, sie wurde zum ersten weiblichen Medienstar Bayerns. Ihr Durchbruch gelang 1949 als Resi Brumml in den „Brumml G’schichten“, der damals populärsten Sendereihe des Bayerischen Rundfunks. Von nun ab war Liesl Karlstadt aus den Unterhaltungssendungen des Bayerischen Rundfunks nicht mehr wegzudenken. In der „Weiß-blauen Drehorgel“ wurde sie zum Publikumsliebling und glänzte in
zahllosen Hörspielen. 1952 startete der Bayerische Rundfunk die „Familie Brandl“, die Rundfunkserie wurde zum Straßenfeger, Liesl Karlstadt als Frau Brandl zur Mutter der Nation. Ihre Popularität machte sie auch zu einer idealen Werbefigur. So trat sie zusammen mit Beppo Brem im ersten Werbespot im deutschen Fernsehen auf, um für „Persil“ zu werben. Auch im allerersten Fernsehfilm, den das Bayerische Fernsehen für die ARD produzierte, „Vater Seidl und sein Sohn“, spielte Liesl Karlstadt an der Seite von Michl Lang die weibliche Hauptrolle. Das Geheimnis ihres Erfolgs waren ihre liebenswerte und bescheidene Art und die Präzision, schnörkellos einfache Menschen darzustellen, die im Spiel wirkten wie Leute wie du und ich. Das liebten die Münchner an ihr, das ließ sie sagen: „unsere Liesl“. So trauerte ganz München, als Liesl Karlstadt plötzlich am 27. Juli 1960 starb.
„Wissens, dass dees was wird,
dees macht alles d’Fräulein Karlstadt.
Ich könnt dees net, i wär viel
z’nervös dazu."(Karl Valentin)
„Angst hab ich gar nicht mehr vor gar nichts,
mag kommen, was da wolle, man muß alles mitmachen."
„Halte aus! halte aus! Halte aus im Sturmgebraus."
„Mit Liesl Karlstadt kam mehr Menschlichkeit,
Klugheit und eine gewisse frauliche Güte in die Sendung."